Warum Erfolg dem Glück oft im Weg steht – Ein philosophischer Denkanstoß

Haben wir einen Traum, mit viel Arbeit und Geduld, von einer Vorstellung zu einer Tatsache werden lassen, bleibt am Ende die Frage, was wir mit unserem Erfolg nun anstellen. Sich für einen Moment der Leichtigkeit des Siegestaumels hinzugeben, sei jeder / jedem vergönnt, doch sobald die Freude wieder abebbt, beginnt der Anfang vom Ende des Glücks.

Geradezu ironisch, dass von einem lang ersehnten und hart erarbeiteten Erfolg oftmals nicht mehr übrig bleibt als ein flüchtiger Rausch, gefolgt von emotionalem Leerlauf. Wohin nun mit all der Zeit und Energie, die wir bisher in die Erreichung unseres Traums investiert haben? Es dauert dann oft nicht lange, bis neue Zielen und Vorhaben gesucht und teilweise an den Haaren herbeigezogen werden. Auf Erfolg folgt nur selten Glück. 

Viel häufiger stellt sich eine bedrückende, geradezu depressive Langeweile ein, die sich nur durch einen neunen Traum, eine neue Vision für uns und unser Leben vermeiden lässt. Wir stürzen uns ins nächste Abenteuer, denn Stillstand ist emotionaler Rückschritt. So werden wir im Laufe der Jahre immer erfolgreicher. Erfolgreicher aber nicht glücklicher. Zeit dem Erfolg seine Maske vom Gesicht zu reißen und ihn als das zu sehen, was er wirklich ist. Ein Orientierungspunkt. 

Der Weg ist das Ziel?

Welche „Erfolge“ in unserem Leben haben das eigene Glück wirklich nachhaltig positiv beeinflusst? Welche Träume und Visionen waren in der Realität tatsächlich so erfüllend, wie wir sie uns am Anfang des Weges ausgemalt haben? Und warum… Warum brauchen wir wieder mehr? Mehr Ziele, neue Erfolge, einen neuen Lichtblick am Horizont, dem wir unsere Zeit und Lebenskraft widmen können. Warum reicht es nie so wie es gerade ist? Weil wir nie gelernt haben, dass Erfolg nicht glücklich macht. Zumindest nicht langfristig.

Was wir uns tatsächlich wünschen ist nicht Erfolg, sondern Beschäftigung. Das Ziel am Ende des Weges stellen wir uns gerne glorreich und erfüllend vor, um uns selbst einen Motivationsschub zu verpassen. Rückblickend erfüllen sich diese Erwartungen jedoch eher selten. Im Ansatz mag der Erfolg unserer Vision vielleicht nahe kommen, doch Ruhm und Ehre, Glück und Sinn, sind nicht von Dauer. Ziele sind nicht generell Sinn-los, ganz im Gegenteil. Sie sind der größte Sinnstifter unseres Lebens. Sie sind ein Bezugspunkt, den wir brauchen um unserem Dasein eine Richtung zu geben. Im Interesse unseres Seelenfriedens sollten wir jedoch verstehen, dass Ziele zwar in Erfolgen münden, aber Erfolge nicht zwangsläufig in Glück.

„Erfolg? Nein danke, habe ich schon.“

Was uns wirklich glücklich macht ist nicht das Siegertreppchen hinter der Ziellinie, sondern die zahllosen Stunden die es braucht um dorthin zu kommen. Der flüchtige Hormoncocktail aus Glücksgefühlen, den wir am Ende des Weges verspüren, schießt uns kurz in die Höhe und lässt uns dann wieder gnadenlos fallen. Wir knallen auf den harten Boden der Realität und beginnen nach kurzer Zeit damit dem nächsten „Erfolgs-Kick“ hinterherzujagen. Was uns hingegen wirklich erfüllt und in der Summe unserer Lebenszeit tatsächlich glücklich macht, sind nicht diese kurzen intensiven Glücksmomente, sondern die schwebende Sicherheit einer erfüllenden Aufgabe. Eine Tätigkeit, die unserem Kopf und Herz eine Beschäftigung gibt und sie so vor

der kalten Leere der Sinnlosigkeit bewahrt. Wird man sich dieser Tatsache bewusst, versteht man endlich auch, dass Erfolge nicht glücklich machen, sondern nur davon ablenken, wo und wann ein gelungenes Leben wirklich stattfindet. Die gelassene Zufriedenheit die aufkommt, wenn wir im Hier und Jetzt einer Tätigkeit nachgehen, die uns beschäftigt und dabei nicht ausbrennt. Ziele sind lediglich Ankerpunkte anhand derer wir unsere Beschäftigungen ausrichten. Am Ende des Weges anzukommen kann schön sein! Doch noch viel schöner ist es, wenn der Siegestaumel nicht in Leere mündet, sondern in Dankbarkeit. Dankbarkeit für einen Weg, den man bis zum Ende immer gerne gegangen ist.
Ist das nicht wahrer Erfolg?

Autoreninfo /

Anne de Jong lebt in Frankfurt und schreibt gerne über alles, was ihr so in den Sinn kommt.

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